1953 bis 1962

Das nun folgende Jahrzehnt war geprägt von einer Aufbruchstimmung und  einem Aufbauwillen nach den entbehrungsreichen Jahren des Krieges und der  unmittelbaren Nachkriegszeit. Bei der ersten Generalversammlung im Januar  1953 zählte der Verein schon wieder 115 Mitglieder, darunter
8 Ehrenmitglieder.

 

60 von ihnen waren zur Versammlung erschienen. Wichtigste Themen waren  damals der Bau eines neuen Schießstandes und die Beschaffung von Waffen  und Uniformen. Es wurde 1953 auch wieder ein Schützenfest veranstaltet,  geschossen wurde in einem Leihzelt auf dem Gelände der „Moorkathen“.

Auch ein Kinderfest wurde organisiert, und da der Verein in diesem Jahr auch noch sein 50-jähriges Jubiläum feierte, allerdings ohne größeren Aufwand, gab es für die damals noch lebenden Gründungsmitglieder Heinrich Maak und Heinrich Wiegel eine besondere Ehrung für 50-jährige Mitgliedschaft.

Verbindungen zu den Nachbarvereinen wurden wieder aufgenommen, zu  Neuenfelde, Fischbek, Marmstorf, Eissendorf, Neugraben, Hausbruch, Heimfeld,  Harburg, um nur einige zu nennen.

ln Hamburg wurde die 2. Lombardsbrücke  (heute Kennedy-Brücke) und das Volksparkstadion (heute AOL-Arena)  eingeweiht.
Und 1954 wurde Deutschland Fußball-Weltmeister durch ein 3:2  über Ungarn in der Schweiz.

Der Bau eines neuen Schießstandes wurde endgültig beschlossen, es wurden sechs Bahnen à 50 m vorgesehen für KK-Schießen. Die ursprünglich in Ansatz  gebrachten Kosten von DM 6.000 wurden im Ergebnis zwar weit überschritten,  die am Bau beteiligten Moorburger Firmen und Handwerker, teils selbst aktive  Schützen, zeigten sich aber kulant und stundeten die geschuldeten Beträge.

Der  Schießstand auf dem Gelände der „Moorkathen“ wurde 1955 fertig gestellt, die letzten Zahlungen wurden aber erst 8 Jahre später getätigt. Eine „Rudolf- Müller-Gedächtsnis-Stiftung“ brachte bei einer Sammlung im Ort über DM 800 ein, die Herren Karl und Georg Ritscher stifteten je ein KK-Gewehr.

Schützenkönige 1953 bis 1962

Der Deutsche Schützenbund hatte sich nach dem Kriege neu formiert. Moorburg  gehörte jetzt zum Kreis Harburg im Bezirk Nordmark, später Landesverband  Hamburg benannt. Eine von den Eissendorfer Schützen übernommene Satzung  wurde im Verein diskutiert, sie trat aber erst 1957 endgültig in Kraft. Gleichzeitig  wurde der Verein neu im Vereinsregister eingetragen.
Die alte Schützenfahne von 1908 war repariert worden.

Zur Einweihung des neuen Schießstandes am Himmelsfahrtstag im
Mai 1955 traten 27 Vereine mit insgesamt 40 Mannschaften zum sportlichen Wettkampf  an. Der Verein zählte inzwischen 147 Mitglieder.

1964 ......unter der Betreuung von Kurt Bajorat entstand eine Abteilung von Jungschützen.

Der 1. Vorsitzende, Friedrich Versemann, war zurückgetreten, er wurde zum Ehrenvorsitzenden auf Lebenszeit gewählt.
An seine Stelle trat Peter Lohmann sen. Der Beitrag  wurde auf DM 11 pro Jahr plus DM 1 für die Königskasse festgelegt. 2 Jahre später lag der Jahresbeitrag dann aber schon bei DM 20. Das Schießen mit eigenen Gewehren wurde erlaubt.

lnzwischen gab es auch das Zahlenlotto „6 aus 49“, die Bundeswehr war  gegründet worden, und im Fernsehen lief ab 1956 täglich die „Tagesschau“.  Hamburger Autos erhielten wieder ihr traditionelles Kennzeichen „HH“.

1957 stiftete Rudolf Seidel ein Königsabzeichen, zu tragen am linken unteren Ärmel.
Mit diesem Abzeichen konnten sich eine ganze Reihe von Mitgliedern  schmücken:
Hermann Wiegel 1921/22,
Hermann Bauer 1922/23,
Otto Hatesuer 1923/24,
Peter Lohmann 1930/31,
Otto lbbers 1937/38,
Hans Lühr 1953/54,
Rudolf Boye 1954/55,
Rudolf Harms 1955/56,
Rudolf Seidel 1956/57
und Georg Wente 1957/58.

1958 kam es bei einem Rock'n Roll Konzert mit Bill Haley in der Hamburger  Ernst-Merck-Halle zu einer Saalschlacht, so sehr war den Fans mit der damals  noch neuen Musik eingeheizt worden.

Der Verein zählte jetzt 158 Mitglieder,  beim Umzug im Rahmen des Schützenfestes wurde erstmals eine  „Schützenliesel“ präsentiert. Das Schlussschiessen und der Königsball im Herbst  waren zu einer ständigen Einrichtung geworden.

 

Der Deutsche Schützenbund veranstaltete ein Bundesschießen im Mai 1959 in  Hamburg. Aus Moorburg war eine Delegation von 6 Mann plus König und Fahne vertreten. Beim Schützenfest wurde erstmals ein Kinderkönig/königin  ausgeschossen, Schule und Verein arbeiteten organisatorisch eng und vorbildlichzusammen. Und aus den Protokollen geht hervor, dass der  Schützenkönig nach dem Fest mit der Taxe nach Haus gefahren und nicht mehr  mit Musik „heimgeblasen“ werden soll. Zusätzlich zu den 6 KK-Bahnen wurde  ein Stand für Luftgewehre eingerichtet.

 

1960 wurde der HSV wieder einmal Deutscher Fußballmeister durch ein 3:2 über  Schalke 04 im Endspiel.
Und die „Beatles“ machten in Hamburg erstmals auf  sich aufmerksam.

Der Verein hatte jetzt 164 Mitglieder plus 6 Jungschützen.
Der 1. Vorsitzende, Peter Lohmann sen., trat zurück, an seine Stelle wurde Rudolf Harms gewählt.

 

Wegen des Mauerbaus in Berlin im August 1961 kam es auch in Hamburg zu  heftigen Protesten. Hunderttausende gingen auf die Straße.

Und kurz nach der  jährlichen Generalversammlung am 9. Februar 1962, auf der die Aktivitäten für  das Schützenjahr 62 geplant und festgelegt worden waren, brachen in Moorburg  die Deiche, eine Sturmflut richtete bis dahin nie gekannte Schäden an.

 

Die Verluste waren enorm, 12 Menschenleben waren in Moorburg zu beklagen,  16 Häuser waren gänzlich, viele weitere teilweise beschädigt, über 400 Rinder,  Pferde, 500 Schweine und ca. 2.000 Stck. Geflügel ertranken. Auch das Vereinslokal und der Schützenstand waren zerstört worden. Auf einer Sitzung des Vorstandes im April 1962 wurde beschlossen, im Sommer 1962 kein Schützenfest zu veranstalten.


Der damals regierende König August Ernst blieb ein weiteres Jahr auf dem Thron. Statt des Königsballs im Herbst sollte ein Kameradschaftsabend im Lokal Stubbe stattfinden.

Und so hatte ein hoffnungsvoll begonnenes Jahrzehnt mit einem gesunden  Wachstum in der Struktur des Vereins zum Schluss noch einen tragischen  Dämpfer bekommen. Zumal damals durch Pläne für eine Erweiterung des  Hamburger Hafens schon abzusehen war, dass zumindest der obere Teil  Moorburgs langsam von der Landkarte verschwinden würde. 

Es ist der Einsatzfreudigkeit und der Opferbereitschaft der damaligen Leitung des Vereins und der gesamten Mitgliedschaft zu verdanken, dass man damals nicht resignierte, sondern erneut eine Aufbauarbeit in Angriff nahm, die auch viele persönliche Anstrengungen und Opfer fordern würde

Der erweiterte Vorstand hatte Ende 1962 folgendes Gesicht:

Rudolf Harms - 1. Vorsitzender         Hermann Schmidt - 2. Vorsitzender

Robert Tödter - 1. Schriftführer       Heinz Pinkenburg - 2. Schriftführer

Hermann Brockmann - 1. Kassierer   Heinrich Mohr - 2. Kassierer

Georg Wente - Kommandeur            Kurt Bajorat - Jugendwart

Alfred Brockmann - Schießaussch.    Otto Hatesuer - Schießausschuss

Johannes Holst - Schießausschuss    Hermann Meier - Schießausschuss

Edgar Pinkenburg - Beisitzer            Heinz Wiegel - Beisitzer (Platzwart)

Hermann Behrens - Festausschuss   Rudolf Boye - Festausschuss

Otto lbbers - Festausschuss           Friedrich Westphal - Festausschuss